Codex Calixtinus, Jakobsbuch oder Jacobus
Der Codex Calixtinus (deutsch: Jakobsbuch) ist ein auf Latein verfasstes Buch über den Jakobsweg. Es handelt sich um das älteste Manuskript über die jakobinische Welt.
Das Originalwerk befindet sich in der Kathedrale von Santiago de Compostela. Dieses Manuskript erhält den Namen Jakobsbuch oder auch Codex Compostellanus.
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Es gibt jedoch auch andere Namen für den Codex Calixtinus. Einer davon ist Liber Sancti Jacobi (deutsch: Buch von Jakobus). Dieser Name bezieht sich auf die vollständigen, oder fast vollständigen Replikate, die auf verschiedene Bibliotheken auf der Welt verteilt wurden.
Manchmal wird das Dokument auch Iacobus oder Jacobus genannt. Das liegt daran, dass einige Gelehrten des Werks denken, dass es der Wunsch der Autoren des Jakobsbuch war, diesen Namen zu erhalten, da das Originaldokument mit den folgenden Worten beginnt:
“Ex re signatur, Iacobus liber iste uocatur”
„Gerade unterschrieben, heißt dieses Buch Jakobus“ (Übersetzung)
Jakobsbuch
Jakobsbuch: kurze Geschichte
Das Jakobsbuch ist ein unerlässliches Werk für jeden, der sich mehr mit den Ursprüngen des Jakobsweg und der Entwicklung der Gesellschafft dieser Epoche auseinandersetzen möchte. Deswegen möchten wir Ihnen in diesem Artikel alles über dieses historische und literarische Werk erzählen.
Erstellungsdatum des Codex Calixtinus
Das Buch wie wir es heutzutage kennen, brauchte mehr als 40 Jahre bis zur Fertigstellung. Es wird geschätzt, dass die Ausarbeitung zwischen 1120 und 1170 geschah. Viele Gelehrte sind sich jedoch einig, dass im Jahr 1150 ein großer Teil des Werkes bereits ausgearbeitet war.
Die Ausarbeitung des Jakobsbuchs wurde durch die Kirche von Compostela vorangetrieben, zur Zeit von Diego Gelmírez, ein starker Förderer der jakobinischen Tradition. Das Ziel des Manuskripts war, die Pilgerfahrt zum Grab des Apostels Jakobus als zweites Zentrum des Christentums neben Rom zu verbreiten und zu festigen.
Der Autor des Werks
Der Name des Jakobsbuchs stammt vom Papst des cluniazensischen Ordens, Calixto II., dem die Kirche von Santiago das Werk zuschrieb. Die Gelehrten bestätigten, dass diese Tatsache daher stammt, dass Calixto II. einer der größten Wohltäter dieser Kirche war und dass die Zuschreibung der Autorschaft an diesen Geistlichen der jakobinischen Pilgerfahrt mehr Prestige und Legitimität brachte.
Heutzutage zögert jedoch niemand zu bestätigen, dass der wahre Autor oder die wahren Autoren unbekannt sind. Was jedoch deutlich ist, ist der starke französische Einfluss auf die Verfassung des Manuskripts.
Der französische Einfluss
Tatsächlich ist Aymeric Picaud, dem mit ziemlicher Sicherheit das Verfassen des 5. Buches zugeschrieben wird, das als erster Führer des französischen Wegs gilt, französischen Ursprungs. Einige Gelehrte gehen noch weiter und schreiben diesem französischen Geistlichen die Koordination des Gesamtwerks und sogar einen Großteil der Ausarbeitung zu.
Dazu muss hinzugefügt werden, dass der Erzbischof Gelmírez verschiedene religiöse Menschen aus Compostela zum Studieren nach Frankreich schickte. Gleichzeitig förderte er auch die Ankunft der religiösen Franzosen des Cluny-Ordens in Santiago de Compostela.
Viele Gelehrte des Manuskripts bestätigen, dass unter ihnen die Autoren des Werkes waren. In Wahrheit kann, trotz der Zweifel, die selbst heute noch über den Namen des Autors oder der Autoren des Codex Calixtinus bestehen, niemand verneinen, dass der Autor oder einige der Autoren französischen Ursprungs waren.
Eine Reihe von Kunstwerken
Tatsächlich haben einige Gelehrte, wie Díaz und Díaz, angesichts des Umfangs an Informationen und Farbe des Werks, sowie des hohen künstlerischen Werts, keine Zweifel daran, dass die besten Erzähler, Dichter und Geistlichen der Zeit einen Anteil an der Ausarbeitung hatten. Laut ihnen wurde das Buch des Jakobswegs von den besten Künstlern und Gelehrten Spaniens und Nordfrankreichs verfasst.
Der Inhalt des Jakobsbuchs
Das Originalmanuskript ist ziemlich groß. Insgesamt sind es 225 Seiten auf Pergamentpapier, 30 x 21 cm groß, verfasst in französischer Rechtschreibung.
Das Jakobsbuch ist in 5 Bücher unterteilt. Dort werden liturgische Texte gesammelt, die dem Apostel Jakobus gewidmet wurden, die Wunder, die der Heilige bewirkte, die Überführung seines Körpers von Jerusalem nach Galicien, die Ankunft von Karl dem Großen in Spanien, um den Jakobsweg zu befreien, und der erste Führer des Jakobswegs, der sich auf den französischen Weg konzentriert.
Außerdem sammelt der Codex Calixtinus auch einige musikalische Kompositionen zu Ehren von Santiago, sowie Texte, die das Werk rechtfertigen und verschiedene Wunder, die auf dem Jakobsweg geschahen. Eine große Sammlung von Informationen die, wie man in der Epoche glaubte, der Förderung des Jakobswegs diente.
Aus dem Inhalt des Jakobsbuchs sticht hervor, dass ein großer Teil des Werks seinen Fokus auf den Rest Europas richtet und die iberische Halbinsel an sich vergisst. Daher gibt es in den Texten nur wenige Bezüge auf den Kampf zwischen Christen und Muslime, der zu dieser Zeit in Spanien stattfand.
Buch I: Liturgie von Santiago
Das erste Buch ist das umfangreichste des Codex Calixtinus. Es ist länger als die anderen vier Bücher zusammen.
Dieser Teil des Kodex ist in 31 praktische Kapitel unterteilt. Dort wird die Liturgie der Verehrung des Apostels Jakobus beschrieben, wie die Messen, die Gesänge, die Gebete etc. aussahen.
Viele dieser Liturgien fokussieren sich auf die Feierlichkeiten zu Ehren von Jakobus dem Älteren am 25. Juli und auf die Überfahrt seines Körpers am 30. Dezember. Laut den Gelehrten war das Ziel dieses Teils des Werks, die Feierlichkeit sicherzustellen, die man sich für die Verehrung des Grabes des Apostels wünschte.
Buch II: die Wunder
Dieser Teil des Jakobsbuchs sammelt insgesamt 22 Wunder, die Jakobus dem Älteren zugeschrieben. Bis auf ein Wunder, das sich 1135 ereignete, geschahen die restlichen Wunder zwischen 1100 und 1110.
Die Wunder, die im zweiten Buch gesammelt wurden, sind universal und ereigneten sich in verschiedenen Orten auf der Welt, auch wenn jene herausstechen, die sich auf dem Jakobsweg ereigneten. Ohne Zweifel war das Ziel dieses Teils des Werks, den Glauben an das Heilige und seinen beschützenden Charakter zu stärken.
Buch III: die Überführung der Überreste des Apostels
Auf den Seiten des dritten Buches sammeln sich die seltsamen Ereignisse, die mit der Überführung der Überreste des Apostels Jakobus nach Galicien zusammenhängen. Der Text ist sehr konkret und nicht sehr detailliert, das Ziel war einfach: die Anwesenheit des Körpers von Jakobus in Galizien zu erklären.
Auch wenn es vorher schon einige Texte gab, in denen es über die Entdeckung der Überreste des Apostels Jakobus auf galizischem Boden ging, wie zum Beispiel der Apostelbrief des Papstes León, sprach keiner von genauen Orten. Der Codex Calixtinus wollte mit diesem Buch die Rolle von Santiago de Compostela als Wallfahrtsort verstärken.
Buch IV: Die Rolle von Karl dem Großen und Roldán
Das vierte Buch befasst sich hauptsächlich mit der Arbeit, die Karl der Große mit Hilfe seines treuen Ritters Roldán leistete, um den Jakobsweg von Frankreich nach Compostela zu befreien. Damit sollte der Pilgerfahrt nach Compostela auf europäischen Ebene Ansehen verliehen werden. Dafür nutzte man Karl den Großen, eine Figur, die alle ritterlichen Ideale der Zeit erfüllte.
Die Heldentaten, die in diesem Buch des Kodex gesammelt wurden, basieren größtenteils auf sogenannten Chansons de geste, die durch ganz Europa kursierten. Viele davon sind das Ergebnis der Erfindung der mittelalterlichen Minnesänger.
Der Text gibt Karl dem Großen alle Anerkennung für den Kampf gegen die Ungläubigen (Muslime) und vergisst dabei einen Großteil des Kampfes, den die Streitkräfte der Halbinsel bestritten. Das führte dazu, dass dieser Teil des Jakobsbuch in Spanien häufig verflucht wird.
Obwohl das vierte Buch zu Anfang am besten empfangen wurde und die größte Verbreitung in Europa erreichte, wurden seine Seiten 1619 aus dem Codex Compostellanus entfernt. Die Kirche rechtfertigte diese Zensur mit dem Hinweis, dass dieses Buch nicht Werk von Calixto II. war, sondern vom Bischof Turpín.
Trotzdem argumentieren viele Gelehrte, dass die Entfernung des Buches auf die Notwendigkeit zurückzuführen war, die die Kirche in Compostela verspürte, die Rolle zu verstärken, die die spanischen Könige auf die jakobinische Tradition und seine Entwicklung hatten. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das vierte Buch erneut in den Codex Compostellanus integriert.
Diese Seiten des Jakobsbuch waren am meisten studierten Seiten des Werks. Nur in der Mitte des 20. Jahrhunderts mit der Wiedergeburt des Jakobswegs stahl das fünfte Buch (Führer für Pilger) die Aufmerksamkeit unter Forschern.
Buch V: der erste Pilgerführer
Das fünfte Buch, das als Liber peregrinationis bekannt ist, war der erste Führer über den Jakobsweg. Viele Autoren zweifeln jedoch an der tatsächlichen Verbreitung des Buches im Mittelalter und an seinem praktischen Wert.
Wie auch immer, das fünfte Buch spielte eine wichtige Rolle in der Erholung des Jakobswegs im 20. Jahrhundert. Das Buch sammelt vier Straßen des Jakobsweg in Frankreich und, in Spanien, detaillierte Informationen über den französischen Weg. Der Grad der Details des Textes und die Präzision der Erklärungen waren für die Epoche sehr überraschend.
Das fünfte Buch versammelt außerdem verschiedene Ratschläge zum Pilgern, sowie Referenzen auf Dörfer und Reliquien, die der Pilger auf der Wanderung besuchen sollte. Es enthält weiterhin eine detaillierte Beschreibung der Kathedrale von Santiago de Compostela.
Die letzten Seiten des Buchs
Die letzten Seiten des Buches enthalten eine der größten Beiträge des Codex Calixtinus zur westlichen Kultur: die Sammlung von mehrstimmiger Musik. Insgesamt sind es 21 Kompositionen von beeindruckender artistischer Qualität. Laut mehreren Gelehrten handelt es sich um das erste mehrstimmige Werk des Westens.
Diese letzten Seiten sammeln auch einige Wunder von Jakobus und die Begründung für das Werk, sowie Details über seine Authentizität. Ohne Zweifel sollte das der vorherigen Arbeit Glaubwürdigkeit und Ansehen verleihen.
Der Umfang des Werks
Seit 1170 wurde das Jakobsbuch von Schreibern kopiert und in ganz Europa verbreitet. Es wurde nicht immer eine ganze Kopie des Werks verfasst, aber man vermutet, dass 250 bis 300 Kopien existieren, vollständige und unvollständige.
Man glaubt, dass die erste Kopie, die angefertigt wurde, bis heute aufbewahrt wurde, im Archiv der Krone von Aragón in Barcelona. Der gleichen Epoche wird das Werk, das im Kloster von Alcobaça in Portugal aufbewahrt wird, zugeschrieben.
Weitaus später entstanden die Kopien des Jakobsbuch, die sich in der Universität von Salamanca befinden, die der Britischen Bibliothek in London und die des Vatikans. Auch die Städte Paris und Madrid verfügen über Kopien der Manuskripte.
Wie wir bereits erwähnten, erlebte der Codex Calixtinus zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine zweite goldene Zeit, besonders der Pilgerführer. In dieser Epoche schossen die Übersetzungen und Transkripte dieses Teils des Werks in die Höhe.
Bis hierhin erzählen wir Ihnen die kurze Geschichte des Jakobsbuchs. Wir hoffen, dass Sie die Informationen, die wir Ihnen in diesem Artikel über den Codex Calixtinus bereitgestellt haben, interessiert haben. Wenn Sie eine Frage haben oder möchten, dass wir Ihnen bei der Organisation Ihrer Pilgerfahrt nach Santiago helfen, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.
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Buen Camino!