Ultreia et Suseia: der Ursprung von Buen Camino
Egal ob Sie bereits den Jakobsweg gemacht haben oder nicht, sicherlich haben Sie schon einmal von einem der zwei typischen Pilgergrüße gehört:“Ultreia et Suseia” und “Buen Camino”.
Wenn Sie bis hierhin gekommen sind, fragen Sie sich jetzt wahrscheinlich, was “Ultreia” bedeutet und warum “Buen Camino” es heute ersetzt.
Dann sind Sie hier genau richtig! In diesem Artikel möchten wir auf die Bedeutung und den Gebrauch des Grußes “Ultreia” und auf seinen Zusammenhang mit “et Suseia” sowie auf den beliebten “Buen Camino” eingehen, den man auf allen Routen des Jakobsweges hört.
Wenn Sie überzeugt sind, den Jakobsweg zu machen, müssen Sie Ihre Reise nur noch organisieren. Sagen Sie uns, wann Sie gerne Jakobsweg, und überlassen Sie den Rest uns.
Ultreia et suseia deus adjuva nos
Bevor wir uns ausführlicher mit dem Gebrauch des Grußes “Ultreia et Suseia” auf dem Jakobsweg beschäftigen, möchten wir klarstellen, dass man diesen Ausdruck schriftlich häufig auch als “Ultreya et Suseya” oder “Ultrella et Susella” vorfinden kann. Allerdings verwendete man auf dem Jakobsweg ursprünglich “Ultreia et Suseia”, ein Wort lateinischen Ursprungs.
Da heutzutage Latein kaum noch verwendet wird, entwickelte sich die Endung des Wortes “-eia” zu “-ella” oder “-eya”, da sie im modernen Spanischen häufiger vorkommen. Somit werden heutzutage die drei gleichbedeutenden Ausdrücke verwendet: Ultreia et Suseia, Ultreya et Suseya und Ultrella et Susella.
Bedeutung und Gebrauch von Ultreia auf dem Jakobsweg
Der Gruß “Ultreia”, den die mittelalterlichen Pilger auf dem Jakobsweg benutzten, besteht aus “ultra-”, was “mehr” bedeutet, und “-eia”, was als “weiter” übersetzt werden kann. Die meisten Theorien vertreten, dass “Ultreia” “Lass uns weitergehen”, “Lass und vorwärtsgehen” bedeutet.
Laut den Theorien bezogen sich die Pilger mit dem Gruß auf das Konzept, weiterzugehen und ihr Ziel zu erreichen: Santiago de Compostela. Dementsprechend wurde der Gruß “Ultreia” (oder Ultreya oder Ultrella) auf dem Jakobsweg von den Pilgern verwendet, um sich gegenseitig anzufeuern.
Allerdings gibt es Experten des Jakobswege, die behaupten, dass der Ausdruck “Ultreia” “Halleluja” bedeutet. Demnach benutzten ihn die Pilger bei der Ankunft am Grab des Apostels Jakobus als feierlichen Ausdruck. Deswegen war es eher ein Ausruf des Jubels als ein Pilgergruß auf dem Jakobsweg.
Vielleicht stimmen ja beide Theorien. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in den Ursprüngen der Jakobspilgerfahrt “Ultreia” bei der Ankunft an der Kathedrale von Santiago als Ausdruck der Freude verwendet wurde und mit der Popularisierung des Jakobsweges der Ausruf “Ultreia” zu einem Pilgergruß umgewandelt wurde.
Et suseia: die Antwort auf den Pilgergruß
“Et Suseia” war auch ein von den Pilgern auf dem Jakobsweg benutzter Gruß. Dieser Ausdruckt besteht aus “sus-”, was “höher” bedeutet, und “-eia”, das sich wie “Ultreia” auf “weiter” bezieht.
Unter den Fachleuten, die den Gebrauch von “Ultreia” als Gruß zwischen den Pilgern des Jakobsweges verteidigen, gibt es die, die darauf hinweisen, dass der vollständige Gruß “Ultreia, Suseia, Santiago” lautete. Dies würde Folgendes bedeuten: “weiter und höher, bis Santiago”. Andererseits gibt es diejenigen, die den Standpunkt verteidigen, dass “et Suseia” als Antwort auf den Gruß “Ultreia” verwendet wurde.
Bei Letzterem versteht man den Gruß als ein Zeichen der Aufmunterung zwischen zwei Pilgern, die sich auf dem Jakobsweg treffen. Einer grüßt mit den Worten “lass uns weitergehen” und der andere antwortet mit “lass uns höher gehen”.
Wie dem auch sei, beide Interpretationen des Gebrauchs von “Ultreia et Suseia” auf dem Jakobsweg beziehen sich auf den Wunsch der Pilger, sich wiederzutreffen, sei es auf dem Weg, vor der Kathedrale oder im Himmel (der Ort, auf den der Ausdruck “höher” anspielt).
Ursprung von Ultreia et Suseia auf dem Jakobsweg
Die Geschichte des Jakobsweges ist älter als das Jakobsbuch selbst, das erste Buch, das die Jakobstradition dokumentiert. Deswegen gibt es keine eindeutigen Beweise, aber man glaubt, dass der Gebrauch des Grußes “Ultreia et Suseia” sich verbreitete, nachdem der Ausdruck im Buch niedergeschrieben wurde.
Der Kodex (bzw. das Jakobsbuch) erwähnt mehrmals den Ausdruck “Ultreia et Suseia”. Im Folgenden werden wir Ihnen darlegen, in welchen Teilen des Werkes er zu finden ist.
Der musikalische Anhang
Der Ausdruck “Ultreia et Suseia” wird am häufigsten im musikalischen Anhang des Jakobsbuches erwähnt. Am bekanntesten ist das Lied des zweiten Anhangs, das als “Lied der flämischen Pilger” bekannt ist:
Herru Santiagu,
Got Santiagu,
E ultreia, e suseia,
Deus adiuva nos.
Herr Jakobus!
Gütiger Herr Jakobus!
Weiter, höher!
Gott steh uns bei!Übersetzung
Im Anhang I. steht in der Hymne des höchsten Königs (Ad honorem regis summi) außerdem:
Unde laudes regi regum
solvamus alacriter,
Cum quo leti mereamur
vivere perhenniter.
Fiat, amen, alleluia,
dicamus solempniter
E ultreia esus eia
decantemus iugiter.
Deswegen müssen wir dem
König der Könige sagen
um es verdient zu haben,
für immer mit dem Leben glücklich zu sein.
Lass es geschehen, Amen, halleluja,
– lass uns gleichzeitig sagen -,
E ultreia esus eia,
werden wir unaufhörlich singen.Übersetzung
Das Buch der Liturgien
Im ersten Buch des Jakobsbuches, genauer gesagt im 16. Kapitel, steht eine Messe von Papst Calixt am Tag des Apostels Jakobus (25. Juli), wo der Ausdruck “Ultreia” des Jakobsweges erwähnt wird. In der Beschreibung dieser Liturgie steht:
Sarcofagum
cuius sacrum
egri petunt
salutemque capiunt;
cuncte gentes, lingue, tribus,
iluuc uunt clamantes: suseia, ultreia.
Die Kranken, die
sein Grab besuchen,
werden sich an
Gesundheit erfreuen.
Alle Völker, Sprachen, Rassen
finden sich dort ein und schreien: suseia, ultreia.Übersetzung
Ultreia et Suseia heute
Heutzutage wird der Pilgergruß “Ultreia et Suseia” auf dem Jakobsweg nicht mehr gebraucht. Wenn Sie beschließen sollten, eine der Routen des Jakobsweges zurückzulegen, werden Sie vielleicht das Glück haben, und einen Verfechter der Jakobstradition treffen, der Sie mit Ultreia et Suseia! begrüßt, aber die meisten Pilger ziehen Buen Camino! vor.
Buen Camino
“Buen Camino” hat den Gruß “Ultreia et Suseia” auf dem Jakobsweg ersetzt. Im 20. Jahrhundert wurde mit dem Aufschwung der Routen des Jakobsweges unter den Pilgern der Gruß “Buen Camino!” eingeführt.
Bedeutung und Gebrauch des Grußes “Buen Camino!”
Die Bedeutung von “Buen Camino” behält den aufmunternden Geist des Jakobsweges bei, den der frühere Gruß “Ultreia et Suseia” übermitteln sollte. Allerdings ist diesem Gruß die religiöse Symbolik von “et Suseia” (höher, im Himmel) verloren gegangen.
Dem steht der Wunsch entgegen, den dieser neue Pilgergruß auf dem Jakobsweg übermittelt, und zwar dass die Reise erfolgreich beendet wird. In diesem Sinne kann die Reise als die Pilgerfahrt nach Santiago oder als die Reise des Lebens interpretiert werden, sei es aus einer spirituellen oder religiösen Sicht.
Der Gruß “Buen Camino” bedeutet sehr viel mehr als das simple “Guten Tag”, das wir tagtäglich austauschen, da sein Wunsch sehr viel weitergeht. Wenn ein anderer Pilger Sie mit “Buen Camino!” grüßt, wünscht er Ihnen ein gutes Leben.
Buen Camino!: was darauf zu antworten ist
Im Gegensatz zu “Ultreia”, auf das der andere Pilger des Jakobsweges sehr wahrscheinlich mit “et Suseia” antwortete, kann der Gruß “Buen Camino” mit dem Gleichen beantwortet werden. Auch wenn eine Person, die kein Pilger ist “Buen Camino” sagt, ist die Antwort normalerweise gleich. Manchmal kann man aber auch einfach ein einfaches „Dankeschön“ hören.
Wir hoffen, dass Ihnen diese Informationen geholfen haben, die Bedeutung und den Gebrauch der zwei bekanntesten Grüße des Jakobsweges, Ultreia et Suseia und Buen Camino zu klären. Welchen ziehen Sie vor? Lassen Sie uns einen Kommentar da, in dem Sie uns sagen, warum Sie einem dem anderen vorziehen.
Zum Abschied möchten wir Sie noch daran erinnern, dass Sie bei Santiago Ways genau richtig sind, wenn Sie den Jakobsweg gerne mit einem auf den Jakobsweg spezialisierten Reisebüro machen möchten. Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns auf unserer Facebook-Seite und wir helfen Ihnen bei der Organisation Ihrer Reise nach Compostela.
Buen Camino!
toll, herzlichen Dank für die ausführliche Erklärung
und eben, „Buen Camino“ weiterhin!
Hallo Rainer,
es freut uns, dass Ihnen dieser Inhalt gefällt und weiterhilft.
Setzen Sie Ihre Lernreise fort und erfahren Sie noch mehr über den Jakobsweg.
Liebe Grüße,
Das Team von Santiago Ways
Danke für die Erklärung des Grusses. Ich habe ihn bisher nicht so eindeutig gekannt. Er wird am Mittwoch meine liebe Pilgerfreundin Inge auf ihrem letzten Camino begleiten, den sie beinahe jährlich bis zu ihrem hohen Alter von 86 Jahren auf verschiedenen Wegen gegangen ist ultreia et suseia
Liebe Gabriele,
Wir wünschen Ihrer Freundin Inge sehr viel Glück auf Ihrem Camino
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Santiago Ways – Team
In „ultreia et suseia“ liegt ein Herzensüberschwang, diese Pilgerfreude.
Ich werde es sehr gerne als Gruß benutzen, es soll lebendig erhalten werden.
Dieser Bericht über seine Historie ist wunderbar ausführlich.
Liebe Beate,
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Es freut uns sehr, dass Ihnen dieser Bericht gefallen hat.
Ultreia Et suseia!
„Ultreia“ und „Et suseia“ klingt in meinen Ohren nach Musik. Es enthält Gruß und Antwort von zweierlei Personen und erinnert an das früher übliche „Vergelt’s Gott“ und „Segen’s Gott“.
Sehr geehrter Herr Crespo
Vielen Dank für Ihren Kommentar.
Ultreia Et suseia!